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Für die Stahlindustrie gibt es viele Unsicherheiten aufgrund der Corona-Krise. Das Corona-Virus hat die Weltwirtschaft fest im Griff, indem es diese zu einem globalen Stillstand zwingt. In einem aktuellen Sondergutachten schätzen die Wirtschaftsweisen, dass es in Deutschland 2020 zu einer Rezession mit einem negativen Wachstum des BIP von bis zu -5,4% kommen wird (Sachverständigenrat, 2020). Doch was bedeutet die Corona-Krise für die Stahlindustrie in Deutschland und Europa aus? Wann kann mit einer Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten gerechnet werden?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich dieser Artikel. Aus der Lektüre des Artikels werden Sie Folgendes mitnehmen:

  • Die Corona-Krise trifft die deutsche Stahlbranche mit aller Härte.
  • China ist ein möglicher Anhaltspunkt für die Dauer der Corona-Krise, sie wird in Europa allerdings voraussichtlich länger andauern.

1. Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Stahlindustrie in Deutschland und Europa aus?

Die Corona-Krise ist ein immenses Problem für die Stahlindustrie. Beispielsweise sahen sich die Werke der Autohersteller – als größte Nachfrager im Stahlmarkt – gezwungen, ihre Produktion vorerst einzustellen (HOME OF STEEL, 2020a). Weiterhin war bereits vor den Schließungen ein Nachfragerückgang nach PKWs aus wichtigen Exportländern wie China zu verzeichnen (RWI, 2020). Der Konzern Thyssenkrupp hat angekündigt, dass er bald in verschiedenen Standorten für mehrere Monate in Kurzarbeit gehen wird (Reuters, 2020).

Die deutsche bzw. europäische Stahlindustrie wird vorrausichtlich mit ähnlichen Problemen wie die chinesische Stahlindustrie zu kämpfen haben (HOME OF STEEL, 2020b). Der tatsächliche Einfluss der Corona-Krise auf die Stahlindustrie in Deutschland und auch Europa ist zum jetzigen Zeitpunkt nur sehr schwierig in Zahlen auszudrücken. Zahlen hinsichtlich der Stahlproduktion in China als größte Stahlnation geben aber erste Hinweise. In der zweiten Februarhälfte 2020 hat die chinesische Stahlindustrie neun Prozent weniger Stahl als im Jahresdurchschnitt 2019 produziert. Gleichzeitig hat der Nachfragerückgang in China zu einem Angebotsüberschuss geführt (RWI, 2020), was zu hohen Lagerkosten und unprofitablen Preisen führen kann. Ähnliche Entwicklungen aufgrund eines ähnlichen Verlaufs der Pandemie sind für die deutsche Stahlindustrie zu erwarten.

Die deutsche Stahlindustrie muss angesichts wachsender wirtschaftlicher Problemen Schritte unternehmen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die deutsche bzw. die europäische Stahlindustrie waren bereits vor der Corona-Krise in ökonomischen Schwierigkeiten aufgrund der starken internationalen Konkurrenz und den Nachfragerückgängen (Produktion, 2020). Die aktuellen und früheren Entwicklungen zeigen, dass die europäische Stahlindustrie mit voller Härte von der Corona-Krise getroffen wird und nun Lösungen für die die Aufrechterhaltung der Stahlproduktion und der Wettbewerbsfähigkeit finden muss.

2. Wann kann mit einer Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten gerechnet werden?

Angesichts einer ähnlichen Entwicklung der Pandemie kann ein Blick nach China der Stahlindustrie eine Hilfestellung für ihre Planungsprozesse sein. Es stellt sich zurzeit vor allem die Frage, wann die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder hochgefahren werden. Die wirtschaftliche Entwicklung in China im Jahr 2020, wie sie in Abbildung 1 dargestellt, liefert Hinweise dafür. Die Abbildung 1 zeigt, dass die wirtschaftliche Aktivität in China von Anfang Januar 2020 bis zum Shutdown in Wuhan Ende Januar stark abgenommen hat, aber in Februar und März 2020 ein leichter Aufwärtstrend zu sehen war. Die wirtschaftliche Aktivität wird dabei anhand gewichteter Faktoren, wie z.B. Immobilien-Verkäufe, Verkehrsstau in Städten oder Kohleverbrauch in Großkraftwerken gemessen. Die Berechnungen wurden von der Financial Times auf Grundlage von Daten der ökonomischen Datenbank der Plattform Wind durchgeführt.

 

Abbildung 1: Der Einfluss des Corona-Virus auf die chinesische Wirtschaftsaktivität Quelle: Financial Times, 2020
Abbildung 1: Der Einfluss des Corona-Virus auf die chinesische Wirtschaftsaktivität
Quelle: Financial Times, 2020

 

 

Es ist unklar, ob die wirtschaftlichen Aktivitäten in Deutschland eine ähnliche Entwicklung wie in China nehmen. Die wirtschaftlichen Aktivitäten in Deutschland und Europa wurden im letzten Monat, d.h. März 2020, heruntergefahren. Mit China als Referenz wäre entsprechend mit einer leichten Zunahme der wirtschaftlichen Aktivitäten Anfang Juni 2020 zu rechnen. Allerdings waren die Einschränkungen in China viel radikaler als in Deutschland. Die deutsche sowie europäische Wirtschaft haben andere Abhängigkeiten, Regelungen und Restriktionen als die Wirtschaft in China (EU-Kommission, 2020). Außerdem ist mittlerweile die ganze globalisierte Welt betroffen und somit sind auch viele Import/Export-Beziehungen Deutschlands in Gefahr.

Zusätzlich ist es nicht auszuschließen, dass es zu einem erneuten Ausbruch des Virus kommt (Renwick, 2020). Ein weiteres Problem ist, dass China hinsichtlich des Corona-Virus keine zuverlässigen Statistiken liefert (Barnes, 2020). Das macht einen Vergleich bezüglich der Entwicklungen der Wirtschaft in China und der Wirtschaft im Rest der Welt schwierig. Ein Vergleich mit anderen Ländern in späteren Phasen der Pandemie, wie Südkorea oder Taiwan ist aufgrund des deutlich schwächeren Verlaufs allerdings wenig aufschlussreich.

Die Stahlindustrie hat mit dem Problem einer Unsicherheit in der Planung zu kämpfen. Die Entwicklungen in China geben zwar Hinweise, dass die Wirtschaft etwa Anfang Juni wieder leicht Fahrt aufnimmt, aber eine genaue Prognose, wann die deutsche Wirtschaft ihre Aktivität wieder hochfahren kann, ist derzeit kaum möglich (RWI, 2020). Alle Planungsprozesse sind somit mit einer großen Unsicherheit belastet.

Literatur:

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There are many uncertainties for the steel industry due to the Corona crisis. The Corona virus has a firm grip on the world economy, forcing it to come to a global standstill. In a recent special report, economic experts estimate that Germany will experience a recession in 2020 with negative GDP growth of up to -5.4% (Sachverständigenrat, 2020). But what does the Corona crisis mean for the steel industry in Germany and Europe? When can economic activity be expected to resume?

This article deals with these questions. From reading the article you will take the following with you:

  • The Corona crisis is hitting the German steel industry hard.
  • China is a possible indication of the duration of the Corona crisis, but it will probably last longer in Europe.

1. How does the corona crisis affect the steel industry in Germany and Europe?

The Corona crisis is a huge problem for the steel industry. For example, the plants of the car manufacturers – as the biggest buyers in the steel market – have been forced to suspend production for the time being (HOME OF STEEL, 2020a). Furthermore, even before the closures, there was already a decline in demand for cars from important exporting countries such as China (RWI, 2020). The Thyssenkrupp Group has announced that it will soon go on short-time working for several months at various sites (Reuters, 2020).
The German and European steel industry is likely to face similar problems to the Chinese steel industry (HOME OF STEEL, 2020b). The actual impact of the corona crisis on the steel industry in Germany and Europe is very difficult to express in figures at this time. However, figures relating to steel production in China, the largest steel nation, provide initial indications. In the second half of February 2020, the Chinese steel industry produced nine percent less steel than the annual average in 2019. At the same time, the decline in demand in China has led to a supply surplus (RWI, 2020), which can lead to high storage costs and unprofitable prices. Similar developments due to a similar course of the pandemic are expected for the German steel industry

In view of growing economic problems, the German steel industry must take steps to maintain its competitiveness. Even before the Corona crisis, the German and European steel industries were already in economic difficulties due to strong international competition and declining (Produktion, 2020). Current and past developments show that the European steel industry is being hit hard by the Crona crisis and must now find solutions to maintain steel production and competitiveness.

2. When can economic activities be expected to resume?

In view of a similar development of the pandemic, a look at China can be of assistance to the steel industry in its planning processes. The main question at present is when economic activity will be revived. The economic development in China in 2020, as shown in Figure 1, provides indications of this. Figure 1 shows that economic activity in China declined sharply from the beginning of January 2020 until the shutdown in Wuhan at the end of January, but a slight upward trend was seen in February and March 2020. Economic activity is measured by weighted factors such as property sales, urban congestion and coal consumption in large power plants. The calculations were carried out by the Financial Times based on data from the economic database of the Wind Platform.

Für die Stahlindustrie gibt es viele Unsicherheiten aufgrund der Corona-Krise. Das Corona-Virus hat die Weltwirtschaft fest im Griff, indem es diese zu einem globalen Stillstand zwingt. In einem aktuellen Sondergutachten schätzen die Wirtschaftsweisen, dass es in Deutschland 2020 zu einer Rezession mit einem negativen Wachstum des BIP von bis zu -5,4% kommen wird (Sachverständigenrat, 2020). Doch was bedeutet die Corona-Krise für die Stahlindustrie in Deutschland und Europa aus? Wann kann mit einer Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten gerechnet werden?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich dieser Artikel. Aus der Lektüre des Artikels werden Sie Folgendes mitnehmen:

  • Die Corona-Krise trifft die deutsche Stahlbranche mit aller Härte.
  • China ist ein möglicher Anhaltspunkt für die Dauer der Corona-Krise, sie wird in Europa allerdings voraussichtlich länger andauern.

1. Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Stahlindustrie in Deutschland und Europa aus?

Die Corona-Krise ist ein immenses Problem für die Stahlindustrie. Beispielsweise sahen sich die Werke der Autohersteller – als größte Nachfrager im Stahlmarkt – gezwungen, ihre Produktion vorerst einzustellen (HOME OF STEEL, 2020a). Weiterhin war bereits vor den Schließungen ein Nachfragerückgang nach PKWs aus wichtigen Exportländern wie China zu verzeichnen (RWI, 2020). Der Konzern Thyssenkrupp hat angekündigt, dass er bald in verschiedenen Standorten für mehrere Monate in Kurzarbeit gehen wird (Reuters, 2020).

Die deutsche bzw. europäische Stahlindustrie wird vorrausichtlich mit ähnlichen Problemen wie die chinesische Stahlindustrie zu kämpfen haben (HOME OF STEEL, 2020b). Der tatsächliche Einfluss der Corona-Krise auf die Stahlindustrie in Deutschland und auch Europa ist zum jetzigen Zeitpunkt nur sehr schwierig in Zahlen auszudrücken. Zahlen hinsichtlich der Stahlproduktion in China als größte Stahlnation geben aber erste Hinweise. In der zweiten Februarhälfte 2020 hat die chinesische Stahlindustrie neun Prozent weniger Stahl als im Jahresdurchschnitt 2019 produziert. Gleichzeitig hat der Nachfragerückgang in China zu einem Angebotsüberschuss geführt (RWI, 2020), was zu hohen Lagerkosten und unprofitablen Preisen führen kann. Ähnliche Entwicklungen aufgrund eines ähnlichen Verlaufs der Pandemie sind für die deutsche Stahlindustrie zu erwarten.

Die deutsche Stahlindustrie muss angesichts wachsender wirtschaftlicher Problemen Schritte unternehmen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die deutsche bzw. die europäische Stahlindustrie waren bereits vor der Corona-Krise in ökonomischen Schwierigkeiten aufgrund der starken internationalen Konkurrenz und den Nachfragerückgängen (Produktion, 2020). Die aktuellen und früheren Entwicklungen zeigen, dass die europäische Stahlindustrie mit voller Härte von der Corona-Krise getroffen wird und nun Lösungen für die die Aufrechterhaltung der Stahlproduktion und der Wettbewerbsfähigkeit finden muss.

2. Wann kann mit einer Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten gerechnet werden?

Angesichts einer ähnlichen Entwicklung der Pandemie kann ein Blick nach China der Stahlindustrie eine Hilfestellung für ihre Planungsprozesse sein. Es stellt sich zurzeit vor allem die Frage, wann die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder hochgefahren werden. Die wirtschaftliche Entwicklung in China im Jahr 2020, wie sie in Abbildung 1 dargestellt, liefert Hinweise dafür. Die Abbildung 1 zeigt, dass die wirtschaftliche Aktivität in China von Anfang Januar 2020 bis zum Shutdown in Wuhan Ende Januar stark abgenommen hat, aber in Februar und März 2020 ein leichter Aufwärtstrend zu sehen war. Die wirtschaftliche Aktivität wird dabei anhand gewichteter Faktoren, wie z.B. Immobilien-Verkäufe, Verkehrsstau in Städten oder Kohleverbrauch in Großkraftwerken gemessen. Die Berechnungen wurden von der Financial Times auf Grundlage von Daten der ökonomischen Datenbank der Plattform Wind durchgeführt.

 

Figure 1: The influence of the corona virus on Chinese economic activity Source: Financial Times, 2020
Figure 1: The influence of the corona virus on Chinese economic activity Source: Financial Times, 2020

 

It is unclear whether economic activities in Germany are developing in a similar way to China. Economic activity in Germany and Europe was shut down last month, i.e. March 2020. With China as a reference, a slight increase in economic activity would be expected at the beginning of June 2020. However, the restrictions in China were much more radical than in Germany. The German and European economies have different dependencies, regulations and restrictions than the Chinese economy (EU-Kommission, 2020). In addition, the whole globalised world is affected now and many of Germany’s import/export relations are therefore also at risk.

In addition, it cannot be ruled out that there will be another outbreak of the virus (Renwick, 2020). Another problem is that China does not provide reliable statistics on the corona virus (Barnes, 2020). This makes it difficult to compare the development of the Chinese economy with that of the rest of the world. However, a comparison with other countries in later phases of the pandemic, such as South Korea or Taiwan, is not very informative due to their much weaker development of the Corona virus.

The steel industry has to contend with the problem of uncertainty in planning. Although developments in China indicate that the economy will pick up again slightly around the beginning of June, it is currently hardly possible to make an exact forecast of when the German economy will be able to increase its activity again (RWI, 2020). All planning processes are thus burdened with a high degree of uncertainty.

References:

 

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